Checkup

Ärztliche Vorsorgeuntersuchungen sind von grossem individuellem und gesellschaftlichen Wert und kosten-effektiv mit häufigem Return on Investment. Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen sind unerlässlich, um gefährdete Personen frühzeitig zu erfassen und zu behandeln.

Checkups werden von einer Vielzahl von Organisationen angeboten (Auswahl)

  • Swiss Medical Association (FMH): Die FMH ist der Dachverband der Schweizer Ärzteschaft. Sie bietet Informationen zu verschiedenen medizinischen Themen, einschließlich Check-ups und präventiver Gesundheitsversorgung.
  • Schweizerische Herzstiftung: Die Schweizerische Herzstiftung setzt sich für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein und bietet Informationen zu Herzgesundheit, einschließlich Check-ups und Screening-Programmen.
  • Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM): Die SGAIM fördert die allgemeine Innere Medizin und stellt Informationen zu präventiven Gesundheitsdienstleistungen zur Verfügung, darunter auch Check-ups.
  • Krankenversicherungen: Viele private Krankenversicherungen in der Schweiz bieten ihren Versicherungsnehmern Gesundheitsprogramme und Check-ups als Teil ihrer Leistungen an. Die spezifischen Angebote variieren je nach Versicherungsgesellschaft.
  • Universitätsspitäler und medizinische Zentren: Universitätsspitäler und andere medizinische Zentren in der Schweiz bieten häufig Gesundheitschecks und präventive Gesundheitsdienstleistungen an.

Erster Ansprechpartner für Checkups sind Hausarztpraxen. Diese haben verschiedene Wissensgrundlagen, um Beratungen, Untersuchungen, Tests und Behandlungen durchzuführen. Die im Moment besten Richtlinien werden hier zur Verfügung gestellt:

Das Problem dieser Richtlinien stellt die implizite Rationierung von möglichen und sinnvollen Tests dar, häufig aus Kostengründen. Wir sind der Meinung, dass hier am falschen Ort gespart wird und haben deswegen die EviPrev Richtlinien einer Prüfung und Anpassung unterworfen. Das Ergebnis der von uns angepassten Richtlinien per Mai 2023: https://gesundheitscheck.ch/wp-content/uploads/2023/05/EviPrevEmpfehlungenOriginalUndEmpfehlungenVarifo052023.pdf.

Wir haben bei 4 Kapiteln Rationierungsprobleme detektiert:

  1. Rationierung beim Lungen-Screening, welches aber immerhin mit Grad C statt Grad B
    empfohlen wird.
  2. Rationierung beim Brustkrebs-Screening mit Grad C statt Grad B, 40-49 ausgeschlossen
  3. Rationierung von Hepatitis-C Screening (Grad B statt Grad A Empfehlung)
  4. Rationierung des atherosclerosis imaging betreffend Koronarverkalkungen und Karotis-Atheromatose

Da es sich bei den genannten Rationierungsproblemen um volksgesundheitliche Dimensionen von hoher Bedeutung handelt, haben wir die EviPrev Empfehlungen 2023 überarbeitet und detailliert beschrieben.

Im Folgenden die wichtigsten Empfehlungen der Varifo:

Empfehlung zur Bestimmung des hohen kardiovaskulären Risiko
Das kardiovaskuläre Risiko wird mit SCORE2/-OP berechnet (Alter, Geschlecht, Cholesterin, HDL, Rauchen, Blutdruck), falls nicht einzelne Risikofaktoren auf ein hohes oder sehr hohes Risiko hinweisen oder Nachtest-Wahrscheinlichkeit ein hohes Risiko ergeben. Ein hohes Risiko wird folgendermassen definiert:

  • Bei Personen unter 50 Jahren mit SCORE2 oder Nachtest-Wahrscheinlichkeit von 2.5% oder mehr
  • Bei Personen zwischen 50-69 Jahren mit SCORE2 oder Nachtest-Wahrscheinlichkeit von 5.0% oder mehr
  • Bei Personen ab 70 Jahren mit SCORE2OP oder Nachtest-Wahrscheinlichkeit von 7.5% oder mehr
  • Familiäre Hypercholesterinämie oder LDL > 5.0 mmol/l  
  • Systolischer Blutdruck > 180 mm Hg
  • Karotisplaque (Plaque-Fläche > 62 mm2)  
  • Koronarverkalkungen (Agatston Score > 400)
  • Diabetes mellitus Typ II ohne ASCVD und/oder ohne schweren Endorganschaden, sofern nicht die Kriterien für moderates Risiko erfüllt sind
  • Diabetes mellitus Typ II mit bestehender ASCVD und/oder schwerem Endorganschaden: eGFR <45 ml/min/1.73 m2 unabhängig von Albuminurie, eGFR 45–59 ml/min/1.73 m2 und Mikroalbuminurie (ACR 30–300 mg/g), Proteinurie (ACR >300 mg/g)
  • Vorliegen einer mikrovaskulären Erkrankung an mindestens 3 verschiedenen Stellen (z. B. Mikroalbuminurie plus Retinopathie plus Neuropathie)
  • Bestehende ASCVD
  • Moderate CKD ohne DM oder ASCVD: Moderate CKD ohne DM oder ASCVD: eGFR 30–44 ml/min/1.73 m2 und ACR <30 mg/g odereGFR 45–59 ml/min/1.73 m2 und ACR 30–300 mg/g odereGFR ≥60 ml/min/1.73 m2 und ACR >300 mg/g

Empfehlungen für das Screening und Monitoring der Atherosklerose mit Bildgebung:

  1. Karotis-Atheromatose Messung anhand der Total Plaque Area (TPA) ab 40 Jahren
    1. Je nach Risikofaktoren ab 20 Jahren
  2. Bei Personen mit sehr hohem SCORE2/-OP Risiko und TPA < 21 mm2: Suche nach Atheromen in der Leistenarterie oder Koronarverkalkungen.
  3. Verlaufskontrolle der TPA nach einem Jahr zur Erfolgskontrolle der eingeleiteten präventiven Massnahmen («atherosclerosis tracking»)

Empfehlungen zur Behandlung der Dyslipidämie:

Empfehlungen zur Behandlung der Dyslipidämie basierend auf den Resultaten von SCORE2/-OP, Nachtest-Wahrscheinlichkeit oder erhöhten Basiswerten

  1. LDL > 5.0 mmol/l: Zielbereich LDL < 1.8 mmol/l
  2. Hohes Risiko gemäss SCORE2/-OP oder hohe Nachtest-Wahrscheinlichkeit: Zielbereich LDL < 1.8 mmol/l
  3. Sehr hohes Risiko gemäss SCORE2/-OP oder hohe Nachtest-Wahrscheinlichkeit: LDL < 1.4 mmol/l
  4. Risikomodifikation: bei fehlendem Nachweis von signifikanter Karotis-Atheromatose, Femoral-Atheromatose oder Fehlen von Koronarverkalkungen sinkt die Nachtest-Wahrscheinlichkeit häufig in den niedrigen bis mässig erhöhten Risikobereich, sodass mit einer Statinbehandlung zugewartet werden kann. Shared Decision Making.

Empfehlungen für das Screening von arteriellen Aneurysmen im Bereich der thorakalen (TAA) und abdominellen Aorta (AAA):

  1. Bei Männern und Frauen mit Risikofaktoren für AAA ab 60 Jahren mit Ultraschall
  2. Suche nach TAA mit Ultraschall (bei ungenügender Schallqualität: CT oder MRT)
    a. Familienanamnese: Personen mit einem Verwandten ersten Grades (Elternteil, Geschwister oder Kind), bei dem ein thorakales Aortenaneurysma oder eine Dissektion diagnostiziert wurde
    b. Bindegewebserkrankungen: Bestimmte genetische Erkrankungen, wie das Marfan-Syndrom, das Ehlers-Danlos-Syndrom oder das Loeys-Dietz-Syndrom
    c. Bikuspide Aortenklappe
    d. Aortendissektion in der Anamnese
    e. Aortenklappenerkrankung
    f. Langjährige Hypertonie (Bluthochdruck)
    g. Zustand nach Reparatur einer Aortenkoarktation.

Empfehlung für die Bestimmung von Homozystein und die Behandlung von Homozystein mit Folsäure:

  1. Messung von Homozystein bei unerklärter, prognostisch relevanter Atherosklerose im asymptomatischen Stadium
  2. Folsäure Therapie bei Hyperhomozysteinämie in der Primärprävention bei Personen mit Atherosklerose oder nach ASCVD.

Empfehlung für die Senkung des Atherothrombose Risikos mit 100 mg Aspirin täglich

  1. Bei Personen mit signifikanter Atherosklerose und niedrigem Blutungsrisiko
    1. TPA > 61 mm2 oder Agatston Score > 100
  2. Bei Personen mit einem sehr hohen ASCVD Risiko basierend auf SCORE2/-OP und niedrigem Blutungsrisiko
  3. Alle Personen mit bekannter ASCVD